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Rad am Ring – kurz erzählt

Hi liebe Blogleser. Ich war schon vor diesem Rennen voll im Prüfungsstress, bin es auch gerade wieder und schon bald steht der Sommerurlaub an. Deshalb gibt es nun den 24h Rennbericht vom Rad am Ring im Short Race Format. Mein Korrekturleser ist schon im Urlaub, wer Fehler findet darf sich freuen und sie behalten.

Rad am Ring 2023, über 9644 Teilnehmer sind angemeldet, welche sich an diesem Rennwochenende auf der Nordschleife in unterschiedlichen Raddisziplinen messen wollen. In der Grünen Hölle wo eins Michael Schumacher um den Titel kämpfte, kämpfe ich nun um die Plätze beim 24h MTB Rennen am Nürburgring. Im Gepäck habe ich Marco und Ehegattin Pamela, die dieses Jahr erstmalig dabei ist. Beide sind bis in die Haarspitzen motiviert. Die Chance, ihren Ehegatte 24 Stunden lang anschreien zu dürfen konnte sich Pamela nicht entgehen lassen, und da Flo nicht dabei ist, muss Marco den Kasten Bier auch nicht teilen. Top Voraussetzungen für´s Wochenende.

Die Anreise erfolgt stressfrei und wir trudeln freitags kurz nach 18 Uhr beim Event ein, ich bin gleich mehrfach beeindruckt. So Top organisiert habe ich noch kein Event gesehen, ich habe bei gut 9000 Teilnehmern, das absolute Chaos erwartet, aber wir rollen ohne Stau direkt zu unserem Standplatz. Die Größe des Events überwältigt mich, das Fahrerlager durchzieht die Boxengasse bis hin zum Infield der ehemaligen Formel 1 Rennstrecke. Manch Fahrerlager, bestehen aus LKWs andere aus riesigen Zelten mit Torbogen, echt krasser Scheiß hier.

Wir schauen noch schnell am DOWE Stand vorbei, welcher hier zu den Ausstellern gehört und dann geht’s um 22 Uhr ins Bett.

Um 8 Uhr startet das Morgenprogramm. Pamela richtet Frühstück, Marko richtet die Bikes und ich beginne das Präparationsprogramm meines Körpers, um ihn auf die kommenden Stunden vorzubereiten. Alles läuft, alle haben Spaß, das Bier fließt üppig.

Marco in Aktion

In München war ich gestresst, hier nehme ich es von Anfang an entspannt, ich spare es mir sogar die Strecke zu erkunden… wahrscheinlich aus Angst, irgendwo verloren zu gehen, wenn ich mich zu weit vom Wohnmobil entferne.

Die Crew

13:02 Uhr, der Startschuss fällt, nachdem zunächst die Teilnehmer der Dackelschneider Fraktion gestartet sind, dürfen auch wir Offroader los.

Ich bleibe entspannt, fahre stur nach Powermeter. Ich will kein zweites München, wo ich nach sechs Stunden, mit Krämpfen den Berg hoch schiebe. Ich versuche in den kommenden Runden einfach den Flow in den Trails zu finden und fahre konstant meine Rundenzeiten.

Der Rennrhythmus passt, die kühlen Temperaturen kommen mir entgegen, die Beine sind okay, dafür machen sich andere Problem bemerkbar. Taube, brennende Fußballen, dazu eine Schwellung oberhalb vom Knöchel. Probleme, die ich sonst erst nach 20 Stunden bekomme, habe ich nun schon nach fünf. Mein Körper sendet mir klare Zeichen das er langsam kein Bock mehr auf den Scheiß hat. Dazu ein flauer Magen, der die Energieaufnahme erschwert.

*Notiz an mich: Kartoffelsalat mit Zwiebeln und Fleischkäs sind kein ideales Preracefood!

Meine Nahrung

Obwohl ich dosiert gestartet bin, kommen mir dann nach 6 Stunden die ersten Zweifel. Die Körner die ich mir durch meine verhaltene Fahrweise sparen wollte, wurden mir trotzdem schleichend aus dem Körper heraus gesaugt. Schuld daran sind die 200 Höhenmeter die es auf dem 9 Kilometer langen Rundkurs zu bewältigen gilt. Ich bin wahrlich kein Bergziege, dann doch eher der Berg auf dem die Ziege steht, ein alter fleischiger Berg.

Nach 6 Stunden Fahrzeit habe ich schon über 2500 Höhenmeter erstrampelt, WTF, das bedeutet ich müsste in diesem Rennen an die 9000-10000 Höhenmeter machen. Ich zweifle völlig an dieser absurden Leistung, aber was mich noch mehr verunsichert, ist die Tatsache, dass dies scheinbar die 12 Fahrer vor mir gar nicht juckt. So eine Leistungsdichte, hab ich bis dato selten erlebt, und verhalten zu starten bringt auch nur was, wenn du später den Rückstand wieder aufholst und daran zweifle ich enorm. Es klatscht natürlich auch keiner, nur weil man im ersten Rennviertel noch keine Krämpfe hat, in den Augen meiner Crew bin ich wohl eher lustlos rumgepimmelt.

Kaum gesessen soll ich wieder los

Erfüllt von Zweifel, ziehe ich meine Runden und freue mich auf den ersehnten Boxenstopp zum Lichtwechsel, nach acht Stunden Fahrtzeit.

Meine Crew hat mittlerweile den Formel 1 Rennspirit völlig in sich aufgesaugt, was ich zu meinem Nachteil, bei meinem Boxenstopp erlebe. Kaum habe ich ausgeklickt habe ich die Massagepistole am Bein, Marko schmiert die Kette, Pamela setzt mir die Helmlampe auf. Ich mach drei Schritte zum Campingstuhl, gerade als mein Gesäß die Sitzfläche berührt schreit Marco: „Fertig du kannst weiter!“

Was für elendige Arschkrampen, Sklaventreiber, Sadisten.

Ich ziehe weiter, habe mich auf Platz 9 vorgearbeitet und bereite mich auf die Dunkelheit vor. Noch immer sind eine Handvoll Fahrer vor mir, innerhalb einer Runde.

Endspurt

Es wurde dunkel, die Temperaturen fallen, die Betreuer habe sich dick eingekleidet, nach rund 11 Stunden Fahrtzeit, habe ich einen guten Moment. Der Dunkelheit geschuldet fahre ich nur 2 Minuten langsamer als Tagsüber, bedeutet ich bin eigentlich nicht langsamer geworden. Ich fahre immer noch kurz/kurz aber glühe wie ein Komet… der zweimal einschlägt, vielleicht tut es weh…verdammt dieser Ohrwurm.

Durchatmen

Ich kippe Cola, Iso und Salzbrezeln in mich rein und nutze meine Chance verborgen in der Dunkelheit den maximalen Schaden im Fahrerfeld anzurichten. Viele Fahrer werden nun langsamer, stoppen um sich wärmer anzuziehen, besser zu verpflegen. War es tagsüber ein Minutenkampf reden wir hier schnell mal um eine viertel- oder halbe Stunde die man nun verliert.

Game over

Ich Pflüge weitere 6 Stunden durch die Dunkelheit und finde mich im Morgengrauen auf dem vierten Platz wieder. Meine drei Vorderleute sind mir enteilt, da geht nix mehr, aber mit einem weiteren kurzen Boxenstopp, setze ich zumindest meine Verfolger Schach matt. Hinter mir liegt Freund Dennis auf Platz fünf, aber ich habe es nun geschafft, ihn zu überrunden und nun kann ich den Vorsprung prima verwalten. Ich kann kurz stoppen, essen, trinke, durchatmen und wenn der Verfolger an mir vorbei zieht, kann ich mit ihm mitfahren und wieder etwas Vorsprung bis zum nächste Stopp herausfahren. So schaffen es die Verfolger erst gar nicht, sich zurück zu runden, während ich mich durch meine kurzen Pausen, immer wieder stärken kann.

Siegerehrung

Zwei Stunden vor Rennende bahnt sich der angekündigte Sturm an. Der Veranstalter, bittet die Teilnehmer schon einmal ihre Zelte abzubauen und es wird immer windiger und Regen kommt auf. Auf der Rennradstrecke verbläst es dadurch leider 3 Teilnehmer, die stürzen, teilwiese schwer. Der Helikopter landet direkt auf dem Fahrbahn, das Fahrerfeld muss gestoppt werden und somit endet das Rennen mit einem Rennabbruch und einem verfrühten Zieleinlauf.

Gute Besserung an die gestürzten. Mit 378 Kilometern und 7900 Höhenmeter beende ich das Rennen auf Platz 4 Overall und als Sieger der Masters 2 Klasse. Ohne Abbruch wären es wohl 410 Kilometer und 8650 Höhenmeter geworden. Das Warten auf die Siegehrung wird zur Qual, die Fressorgie im MC Donalds danach dann weniger!

*Notiz an mich: Bic Mac ist nicht das ideale Recoveryfood!

Danke an Pamela und Marco für die klasse Betreuung.

Happy ride

Euer

Daniel