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6h am Breitbrunnen-Holzmedaille

Physisch erholt, psychisch gestresst, sportlich mehr Back- statt Topform, so würde ich meinen derzeitigen Zustand nach einer Woche Weiterbildung bei der Berufsgenossenschaft in Bad Münstereifel inklusive 500 Kilometer An- und Abreise auf der A5 beschreiben. Nach einer Woche dauerfressen, unterbrochen durch Lernpausen, komme ich Freitag abends nach Hause, Samstag kurzes Training, packen und weiter geht´s im Wohnmobil nach Breitbrunnen um am Sonntag das 6h Rennen zu fahren. Die letzten Wochen habe ich genutzt, um mich von der WM erholen. Da ich 3 Wochen danach die EM in Tschechien gecancelt habe, braucht es nun ein neues Rennprogramm. Mit diesem Blogbeitrag befinden wir uns nun im zweiten Rennblock meiner Saison, welcher aus dem 6h Rennen am Breitbrunnen, dem 12h Rennen in Külsheim und einem 24h Rennen im August besteht.

Starke Mannschaft

Mit dabei sind zahlreiche toMotion Fahrer, darunter Arno, welchen ich nach meinem letztjährigen Stöffelrace rekrutiert hatte, sowie Christian und Mike, welche mich schon bei der 311er Challenge begleitet hatten.

Nach der schlechten Vorbereitung in dieser Woche, der langen Rennabstinenz und eine eher unruhigen Nacht, bin ich schon morgens eher gestresst als entspannt, obwohl die Lokation mitten im Wald, blauer Himmel, kühle und trockenen Bedingungen einen tollen Renntag vorhersagen.

Um 9 Uhr ist Start. Doch 5 Minuten vorher werden nochmals dringend meine Mechaniker Fähigkeiten von Christian benötigt, um ihm eine akzeptable Sattelposition einzustellen. Hektisch begeben wir uns in die Startaufstellung.

Schon voll im Laktat

So lange wie möglich an Christian und Mike dranbleiben, ehe ich abgehängt werde und allein in der Seniorenklasse um die Plätze kämpfe, so lautet mein Plan. Es reichen jedoch wenige Meter um zu erkennen das Mike heute in einer eigenen Liga fährt und ich schaffe es auch erst in der zweiten Runde an das Hinterrad von Christian zu kommen.

„Christian, ich kann leider nichts für dich tun“ denn das Tempo im Windschatten ist keines, welches ich 6 Stunden lang gehen kann. Mittlerweile hat Tobias zu uns aufgeschlossen, ein Kontrahent in meiner Altersklasse welchen ich 2021 noch hinter mir halten konnte und so fahren wir also die kommenden 3 Runden im Dreiergespann. Allerdings killen mich die Wiegetritteinlagen von Christian in den Steigungen und das anschließende Tempo von Tobias sorgt dafür, dass ich permanent eine Radlänge hinterher hinke. Kontinuierliche 20minütige Rundenzeiten wären klasse. Wir fahren aber 17er Runden. Ich kann aber nicht 6 Stunden lang 400 Watt in den Anstiegen treten. Nachdem ich dann im Trail durch den Verkehr aufgehalten wurde und schon wieder eine Lücke zu den beiden habe, entschließe ich meinen Rhythmus zu fahren und vor allem endlich mal auszutreten, was ich durch die Schraubaktion vor dem Start völlig vergessen habe.

Nachdem die Blase also entleert und das Gemächt ordnungsgemäß im Sitzpolster eingerollt wurde, begebe ich mich nach gut 1,5 Stunden alleine auf die Rundenjagd. Ich fahre weiterhin 18er Rundenzeiten, so schnell war ich noch nie. Allerdings fällt es mir schwer meine Leistung richtig einzuordnen. Die Strecke ist definitiv schneller als im Vorjahr, meine Rundenzeiten auch, allerdings kann ich das Tempo von Tobias nicht halten, den ich im Vorjahr noch hinter mir gelassen habe. Dank fehlendem Internet und kaputtem Drucker von MyRaceresult gibt es nirgends Zwischenergebnisse und so fahre ich die kommenden Stunden quasi blind weiter. Drei weitere Stunden vergehen, ich hab keine Begleiter und auch keine Gruppe gefunden, die mich physisch wie psychisch etwas ziehen könnten, meine Rundenzeit bleiben konstant unter den 20 Minuten.

Nie den Spaß verlieren

Runde 14, 4:24 Stunden gefahren, gute 100 Kilometer in den Beinen, zeigt mein Garmin bei Start-Ziel erstmals 20:04 Minuten und bestätigt mir visuell den Schmerz der langsam meinen Körper durchströmt und ich beginne langsamer zu werden. Wenige Meter später verpflegt werde ich durch den Spruch „Christian ist gerade durchgekommen“ wieder motiviert. Auch wenn Christian Freund und Teamkollege ist, wir schon geile Aktion geplant und geile Seilschafften gebildet haben, sind wir Racer und am Ende von Runde 15 habe ich tatsächlich zu Christian aufgeschlossen. Natürlich frage ich wie es ihm geht, ob ich ihm was Gutes tun kann, ob er Gel oder Salz benötigt. Die Jagd auf Christian hat wieder für eine 19er Runde gesorgt, aber eigentlich wäre es mir lieber, ich hätte an dieser Stelle Tobias passiert statt ihn. Leider können wir keinen Paintrain für die letzten 4 Runden bilden und fahren so alleine in unserm Rhythmus weiter. Frei von Zeitmessung, Platzierungskämpfen und allem was solche Rennen spannend macht, komme ich dann nach 6.03.55 Stunden mit 19 Runden ins Ziel.

Happy mit P4

Um dann die Leistung im Nachgang besser einzuordnen.

2021 habe ich 6:19 Stunden gebraucht, dabei aber nur 18 Runden absolviert, somit war ich nicht nur 16 Minuten schneller sondern habe dabei ein ganze Runde mehr geschafft.

134Km und 2650 Höhenmeter reichen für Platz 4 in der Seniorenklasse und somit nur für die Holzmedaille. Platz 3 ging an Tobias, dessen Tempo ich aber schon in den frühen Stunden nicht halten konnte. Also Gratulation an ihn.

Mike mit den Mädels auf P3

Mike war eine Maschine und sichert sich in der Männerklasse Platz 3, Saustark!

In der Teamwertung holt sich toMotion Racing bei black tusk ebenfalls Platz 3.

Als Team auf P3

Und schon geht es weiter, alles auspacken, waschen und wieder richen für die 12h von Külsheim kommndes Wochenende.

happy ride

Euer

Daniel