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KED Pector ME-1 – Testbeitrag

Es ist dann doch etwas länger her, als es auf meinem Blog einen Testbeitrag in der Rubrik „Test & Techtalk“ gab. Nicht, dass ich das Interesse an neuen Parts und Equipment verloren hätte, allerdings überlasse ich das zeitintensive Schreiben vermehrt den Magazinen. Dennoch hab ich mich dazu entschieden diesen Beitrag zu schreiben, auch wenn es dem ein oder anderen Blogleser befremdlich erscheint, wenn ich als “Ultracyclist“ plötzlich einen Endurohelm präsentiere. Aus diesem Grund möchte ich Euch erst mein Motiv für diesen Beitrag nennen: Ich selbst liebe jede Facette des Radsports – Ultracycling, Rennrad, Kurzstreckenmarathons, demnächst kommt noch das Graveln dazu. Als uns 2019 die Corona Krise überraschte und es keine Wettkämpfe gab, nutzte ich diese Zeit, um in das Genre der Endurofahrer einzutauchen. Ich beschaffte mir also mein erstes Endurobike und so musste ich mich in materielles Neuland, wie Federwege jenseits der 100mm, Protektoren, Helme usw. wagen.

Auf der Suche nach dem passenden Helm

Ich informierte mich intensiv in Foren, bei Printmagazinen und Enduro Kollegen und beschaffte mir das entsprechende Equipment. So auch meinen ersten Endurohelm. Natürlich mit MIPS Sicherheitsstandard, verstellbarem Stirnvisier, sowie tief gezogenem Nackenbereich. Ich achtete auf alles was scheinbar wichtig ist. Zuvor las ich die entsprechenden Testberichte über den gewünschten Markenhelm und entschied ich mich aufgrund der tollen Magazinbewertungen für den besagten Endurohelm, welcher mit 169€ nachfolgend auch mein teuerster Kopfschutz werden sollte.

Es folgten ein Jahr mit tollen Endurotouren in den Vogesen, der Schweiz und dem Schwarzwald und mit jeder Tour häuften oder intensivierten sich die Probleme, die ich mit dem neuen Helm hatte.

Letzten Endes war ich schwer enttäuscht. Von meinen Wehwehchen war trotz intensiver Beratung nirgendwo die Rede, viel schlimmer noch, der hochpreisige Helm war für mich untauglich und musste nach 10 Touren ersetzt werden. Die Gründe für diesen Test sind also Zweierlei: Zum einen möchte ich mit meinen Lesern die Erfahrungen teilen, zum andern besteht nun auch durch die Partnerschaft mit KED erstmalig die Chance die Produktpalette eines Helmherstellers im Detail kennenzulernen und zu testen. Ich war also wirklich froh als KED Helmsysteme sagte, „teste doch unseren Endurohelm, ob der dir besser taugt und du deine Probleme damit in den Griff bekommst“

Und genau so kommt es nun zum ersten Helmtest des KED Pector ME-1. Mir liegt es völlig fern nun den Hersteller bzw. meinen Vorgängerhelm zu diskreditieren. Ich möchte Euch lediglich meine Erfahrung schildern. Vielleicht kann der ein oder andere Blogleser daraus seinen Nutzen ziehen.

Der Pector

KED Pector me-1

Ich entschloss mich also meinen Endurohelm durch den Pector ME-1 zu ersetzen. Warum die Wahl auf den Pector ME-1 fiel, ist schnell erklärt. Zum einen hat dieser Helm (wie mein Vorgängerhelm auch) das MIPS Sicherheitssystem, welches die Rotationskräfte bei einem Sturz besser absorbieren kann. Zum andern erfüllt KED mit diesem Helm die NTA 8776 Norm, einem nochmals erhöhten Sicherheitsstandard bei Helmen für S-Pedelcs und E-Bikes. Ich fahre zwar weder S-Pedelec oder E-Bike, aber seit ich im Sommer 2021 durch die Frontscheibe eines VW Polo flog, hat das Thema Sicherheit noch mehr an Bedeutung für mich gewonnen. Auch wenn auf meinen Endurotrails wohl weniger mit Autoverkehr zu rechnen ist😊. Zu wissen man ist durch den höchsten Sicherheitsstandard geschützt, beruhigt mich und meine Ehegattin gleichermaßen, wenn ich über die Trails räubere.

Sicher über die Trails

Vor der Bestellung galt es noch die richtige Farbauswahl zu treffen. Den Pector ME-1 gibt´s in 5 Farben, vom freundlichen schwarz bis hin zum feurigen rot.

Auch wenn ich es doch gerne greller mag, gefiel mir der „fette“ schwarze KED Schriftzug beim Modell „black/white“, für welches ich mich dann schließlich entschied.

Etwas bedenken hatte ich jedoch, beim späteren Erscheinungsbild des durch die recht geschlossen Bauweise sehr massiv wirkenden Katalogbilds.

Wenn Euch später ein Verkäufer (m/w/d) erzählt, der Endurohelm steht Euch gut, dann ist das grad gelogen.

Es gibt lediglich Helme, die sich etwas unauffälliger in das Erscheinungsbild eines Bikers integrieren und welche die wie aufgesetzte Fremdkörper „á la Golfball“ wirken.

Pector in Aktion

Beim Pector ME-1 in dezentem black&white und meine gewählte Größe M ist glücklicherweise ersteres der Fall. Er wirkt angezogen deutlich weniger massiv, als auf der Webseite und passt dann doch zu meinem unorthodoxen Bekleidungsstill „enges Lycra Trikot mit Racebaggy“.

Viel wichtiger als das Erscheinungsbild war jedoch der Tragekomfort. Denn hier sind wir schon beim ersten Problem des Vorgängerhelms. Trotz etlicher Einstellmöglichkeiten der Klemmung am Hinterkopf, verursachten die Klemmbügel schon nach kürzester Zeit Kopfschmerzen. Auch wenn die Hinterkopfklemmung in der Höhe individuell verstellbar und die Spannkraft über einen Drehverschluss feinstufig einstellbar war, bei jeder Endurotour plagten mich Kopfschmerzen. Mehrfach hielt ich auf der Tour an, um an meinem Helm die Einstellung zu ändern. Quasi ohne Erfolg. Die Tatsache, dass ich dann noch Druckstellen von meiner Radbrille bekam, weil nicht genügend Platz zwischen Helmschale und Kopf war, erwies sich dann als Todesurteil für diesen Helm.

Der KED Pector ME-1 hat ebenfalls die Möglichkeit die Klemmhöhe am Hinterkopf einzustellen. Dies erwies sich jedoch etwas fummeliger als gewohnt, dafür ist der Drehverschluss deutlich leichter zugänglich und auch mit dickeren Rad(winter)handschuhen leicht zu bedienen. Da man die Klemmhöhe jedoch, wenn einmal richtig eingestellt, nicht mehr verändert, ist die Zugänglichkeit und Haptik des Drehverschlusses hier nachfolgend für mich höher zu bewerten.

Gut zu erkennen die tiefe Bauform

Da ich im Rennrad- und MTB-Marathon-Bereich schon seit gut 5 Jahren KED-Helme verwende (schon bevor KED Blogpartner wurde), war der Anspruch an den Tragekomfort entsprechend hoch. Ich nutze z.B. den KED Wayron/Rayzon bei meinen 24h Rennen. Kopfschmerzen durch die Klemmung oder Druckstellen durch die Radbrille sind da ein absolutes No-go und mit dem Pector ME-1 verschwanden selbige nun auch bei meinen Endurotouren. Somit erschlug der Pector auf Anhieb sämtliche Probleme, die mir das Tragen meines ersten Endurohelms unmöglich gemacht hatten. Dennoch gibt es einige Details, die der Pector ME-1 schon gut macht, dennoch etwas Verbesserungspotenzial mit sich bringen.

Nehmen wir da das Helmvisier. Bei meinem alten Helm war dieses über Drehpunkte seitlich am Helm in feinen Rasterstufen verstellbar. Das Doofe nur, wollte man dieses Visier während der Fahrt verstellen, rasteten diese Drehpunkte beidseitig immer ungleichmäßig ein. Somit hing einem nach jeder Verstellung das Visier schräg am Helm. Ich musste tatsächlich jedes Mal den Helm auf Tour ausziehen und das Visier mit beiden Händen gleichmäßig links- wie rechtsseitig verstellen. Das braucht so eigentlich kein Mensch.

Der Pector ME-1 löst dies deutlich besser. Auch er hat natürlich die Drehpunkte seitlich am Helm. Die Rasterpunkte sind aber mittig angebracht, somit schiebt und rastet das Visier gleichmäßig und waagerecht ein. Was hier gut gelöst ist, kann aber noch besser gemacht werden. Denn über den ganzen Verstellbereich hat der Pector ME-1 lediglich drei Rasterpunkte – unten, mittig und ganz oben. Wenn man also sein Visier verstellt und einen dieser drei Rasterpunkte verfehlt, wackelt einem das Visier uneingerastet im Verstellweg während der Fahrt hin und her. Mein Wunsch ist also hier mehrere Rasterpunkte beim Visier. Diese sind dann aber auch nur nötig, wenn ich zusätzlich das Visier tiefer in den Sichtbereich ziehen könnte. Bei meinen Touren stellte sich nämlich schon die untere Rasterposition als recht weit oben heraus. So dass ich den eigentlichen Verstellbereich des Visiers gar nicht nutze. Somit ist das Verstellsystem sehr gut gelöst, könnte aber durch mehr Rasterpunkte und einem tieferen Verstellbereich aufgewertet werden.

Die Rasterung des Visiers ist mittig angebracht

Kommen wir nun zu einem Punkt, den ich (noch) nicht vollends bewerten kann, der Belüftung.

Eingangs des Berichts sprach ich vom hohen Sicherheitsstandard der NTA 8776 Norm für S-Pedelecs und E-Bikes. Der Ked Pector ME-1 erfüllt diesen Standard, welcher besagt, dass durch die höheren Geschwindigkeiten bei Pedelecs die Stoßabsorbtion im Falle eines Sturzes, um 40% höher sein muss. Dies wird unter anderem natürlich durch mehr Masse (Material) erreicht, welchen Euern Kopf beim Aufprall schützen soll. Dies bedeutet im Umkehrschluss, der Helm hat weniger Belüftungsöffnungen und ist auch im Nacken- wie im Schläfenbereichum 10% tiefer um die Kopfform herum gezogen.

Mit 350g fällt der Pector ME-1 jetzt nicht unangenehm schwer auf, aber überall wo verstärkt der Kopfbereich durch Material abgedeckt ist, kann dieser nur eingeschränkt belüftet werden. Bei meinen Endurotouren bedeutet dies, fahren ohne Motor bei Uphills von 1,5 -2 Stunden Fahrtzeit. Mir ist also die Belüftung sehr wichtig, da ich diesen Helm nun aber über die Wintermonate getestet habe, kann ich hierzu noch gar keine Aussage treffen. Somit wird der Pector ME-1 im Laufe der Saison seine Belüftungsqualität noch unter Beweis stellen müssen. Sollte sich diese als unzureichend herausstellen, hat KED mit dem Trailon einen weiteren, leichteren Trailhelm mit mehreren Belüftungsöffnung, jedoch ohne MIPS und der NTA 8776 Norm im Programm.

Somit bleibt zu aktuell festzuhalten: der Pector ME-1 konnte mich auf Anhieb durch seinen Tragekomfort begeistern. Die Kopfschmerzen, verursacht durch Druckstellen am Hinterkopf und durch die Bügel der Radbrille traten bis dato nie wieder auf. Mit MIPS und NTA 8776 ist man sicherheitstechnisch auf dem neusten Stand, was zusätzlich für ein gutes Gefühl sorgt. Die gute Zugänglichkeit des Drehverschlusses begeistert, der Verstellbereich und die Rasterung des Visiers bieten noch Raum für Detailverbesserungen. Wie sich der Helm bei wärmeren Temperaturen schlägt werde ich im Laufe der Saison nachreichen. Wer sich aber eine neuen Helm für die Saison anschaffen will, der sollte dem Pector ME-1 in seine Wahl definitiv mit einbeziehen. Mit seinen fünf verfügbaren Farben, ist sicher für jeden auch optisch was passendes dabei.

Happy ride

Euer Daniel