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24h Stöffelrace-back to racing

Fast 2 Jahre sind vergangen seit meinem letzten Rennen, wie hätte man das damals ahnen können. Mit dem 24h Stöffelrace stand nun endlich die Rückkehr ins Renngeschehen bevor. Die Erinnerungen an die letzten 24h Rennen liegen schon lange zurück und auch das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit für ein 24 Stunden Solo wurden in den letzten Monaten immer blasser. Irgendwie fühlte es sich wieder an, als würde ich zum ersten Mal im Startblock stehen—wie war das noch damals?. Ich fühle mich wie ein 16-jähriger Testosteron geladener Teenager. Dank Youporn müsste ich doch wissen wie es geht und nun nuckle ich aber zum ersten Mal an den Brüsten der Lust und frage mich insgeheim: „Komm ich zum Schuss oder geht selbiger nach hinten los?“

Dabei ist soooo vieles neu – vor rund 2 Jahren gewann ich Pivot Cycles als Blogsponsor und kurze Zeit später hatte ich das neue Pivot MACH4 SL vor der Haustüre. 2 Jahre lang hat das Bike noch keine Rennstrecke gesehen und ich starte nun das erste Rennen auf einem Fully. Dazu kommt auch neu, SQLAB. Alle Bikes wurden entsprechend mit einem neuen Sattel versehen. Der Test 24h Arsch und Sattel steht allerdings noch aus.

Aber auch rund um das Rennen und das Fahrerlager hat sich einiges geändert. Fürs Rennen im Stöffelpark habe ich ein komplett neues Betreuerteam. Schwiegervater Dieter ist Fahrer von unserm fahrenden Fahrerlager. Mit dem eigenen Wohnmobil an der Rennstrecke geht ein kleiner Traum in Erfüllung. Dazu kommen mit Marco und Jonas zwei neue Betreuer, die eigentlich wie aus dem heiterem Himmel für die Nacht von Samstag auf Sonntag zugesagt haben. Warum weiß ich eigentlich bis heute nicht, ich vermute sie wollen einfach mal Menschen bei Nahtod-Erfahrungen sehen, an den versprochenen 2 Bier wird´s wohl kaum liegen.

So machen wir uns also am Freitagmittag auf, um die 5 stündige Anfahrt zum Stöffelpark unter die Räder zu nehmen. Mit Temperaturen von 18-20 Grad hat der Wettergott wohlwollend die Hand über mich gelegt, dafür hat der Veranstalter mit gut 50 Solofahrern auf das 200 Teilnehmer begrenzte Starterfeld für mächtig Konkurrenz gesorgt.

Der Stöffelpark ist quasi eine Kiesgrube in der früher Basalt abgebaut wurde. Mittlerweile dient er als Location für unterschiedlichste Events, wie dem bevorstehenden Stöffelrace. Die altertümlichen Gebäude und ein kleiner See sorgen für ein besonders Flair. Highlight sind die Durchfahrt durchs Museumsgebäude und der finale, steile Anstieg genannt Bremsberg durch die Gebäudegasse zurück auf Start-Ziel. Nachts ist die Location im Stil von „Klein Duisburg“ schön bunt beleuchtet. Grundsätzlich hat das Stöffelrace einen familiären Flair mit der Nähe zum Veranstalter. Emails werden schnell beantwortet, wer nen Kasten Bier oder Red Bull braucht, kann das vorab bestellen, Gebäudeboxen stehen gegen Aufpreis zur Vermietung. Um in der Pandemie starten zu können, hat der Veranstalter das Rennen bzw. die Teilnehmerzahl gesplittet und mit dem Stöffelrace 1 und Stöffelrace 2 (im August) es nicht nur „irgendwie möglich“ sondern eben auch „geil“ gemacht.

Absolutes Lob an Hans-Christian, Gabriele und Max.

Doch nun genug der Lobhudelei, hier geht’s um ein Männerwochenende, um Heldentaten, Blutgeschmack in der Fresse und den kommenden Montag, den ich dann wohl am Daumen nuckelnd in Embryonalstellung verbringen werde.

Start ist Samstag 12 Uhr, was für wenig Wartezeit am Starttag und Sonntag für ein nahes Ende nach Sonnenaufgang sorgt. Problematisch jedoch ist der erste Stint den es zu fahren gilt. Bis zum Boxenstopp, um sich nachtfertig zu machen vergehen hier mindestens 9 Stunden, wer sich das nicht richtig einteilt, wird entweder schon früher stoppen müssen oder er kommt schon angeschlagen nach 9 Stunden an die Box. Damit mir selbiges nicht passiert, lautet meine Strategie nach dem ökonomischen Minimalprinzip bis in die Abendstunden zu kommen.

Stöffelrace Teil 1

Samstagmorgen, ich mache mich fertig für meine Aufwärmrunde. Bike Check, Lampencheck, Klamotten richten und davor die obligatorische Arschbombe in die Gesäßcreme.

Was ich in den kommenden 14 Minuten sehe, mag mir so gar nicht gefallen. Die erste Rundenhälfte zieht sich durch die Kiesgrube, ein kurzer Trail macht Spaß, der restliche Untergrund besteht jedoch entweder aus zersetztem Basaltstein oder tiefem Kies. Somit ist man permanent auf der Suche nach Traktion und der richtigen Linienwahl. Es folgt eine schnelle Abfahrt mit harten Bremssektionen ehe man über 3 knackige Anstiege zum Start-Ziel Bereich kommt. Selbst auf meiner Einfahrrunde benötige ich 300-400 Watt, um diese hinauf zu kommen. Mir ist schleierhaft, wie ich das über 24 Stunden drücken soll, schaffe ich das nicht ist schieben angesagt. Wie selektiv die Strecke ist, zeigt sich anhand der Rundenzeit: in 13 Minuten schaffe ich hier 3,5 Kilometer und 60 Höhenmeter. Bei meinem besten Rennen in Schötz schaffte ich 5 Kilometer und 70 Höhenmeter mit derselben Rundenzeit.

12Uhr endlich geht’s los. Wenn ich konstant 13er Runden schaffe, dann sollten Top 10 möglich sein. Erfreulicherweise sind mit Tobias Drunkemöller und Steffen Michel bekannte Gesichter im Startblock. Steffen hatte damals das Rennen in Oschersleben gewonnen. Wir lieferten uns einen tollen Fight und seither verbindet uns eine nette Bekanntschaft. An ihm wollte ich mich orientieren. Nachdem die neutralisierte Einführungsrunde absolviert war, ging´s also los. 24 Stunden Pimmelfechten der Solofahrer – man merkte sofort die Jungs hatten alle Rennentzug. Meine gewünschten 13er Rundenzeiten waren in Wirklichkeit 11 Minuten lang und ich denke mir nur, seit ihr behämmert. Ich versuche mich in jeder Runde mehr einzubremsen, aber ich finde einfach meinen Rhythmus nicht. Die Wattzahlen sind zu hoch, es ist deutlich wärmer als gedacht, die Rundenzeiten sind zu schnell und meine Mitstreiter fahren mich trotzdem in Grund und Boden. Hier passt gerade gar nichts zusammen. Ich absolviere 8 Runden in dem Zustand, beim erneuten Versuch den Bremsberg fahrend zu erklimmen schreit es von oben „Rennabbruch“. Ein Fahrer bekam in der Wechselzone einen Herzinfarkt, er wird gerade wiederbelebt, es folgt Krankenwagen, Helikopter…wir Fahrer verweilen derzeit schockiert im Fahrerlager.

Nach langem Warten erfolgt eine Stellungnahme des Veranstalters – er räumt jedem Team und Fahrer ein das Rennen nun abzubrechen und bis zum Restart die Heimreise anzutreten.

Rennabbruch war kurz vor 14 Uhr der Restart soll nun um 17 Uhr erfolgen. Das bisherige Rennen wird annulliert, alles was war ist also nicht geschehen. Das Warten wird genutzt, um die bisherige Leistung zu analysieren. Ziel war, mich bis zur Nacht zwischen Platz 10 und 20 zu festigen. Ich liege derzeit auf 13 was eigentlich in Ordnung wäre, es aber nicht ist. Denn ich habe deutlich mehr investiert als ich wollte und bin 11er und 12er Zeiten, statt den gewünschte 13 Minuten gefahren. Dennoch sind mir viele enteilt. Steffen an dem ich mich orientieren wollte ist vorne auf 6, ab Platz 5 habe ich schon Überrundungen kassiert. Es passt einfach nicht.

Stöffelrace Teil 2

Ich habe nun die Möglichkeit alles zu korrigieren. Der Startschuss fällt und ich fühle mich tatsächlich etwas besser, es ist kühler geworden und meine Mitstreiter sind nicht mehr ganz so spritzig. Erstmalig bei solch einem Rennen habe ich ein Gruppe von Solofahrern um mich herum mit denen ich mich duellieren kann. Unter ihnen auch ein Fahrer aus demselben Team des Verunglückten. Er gibt mir das Update, dass es dem Verletzen den Umständen gut geht. Später erkundige ich mich bei den Sanitätern, die das ebenfalls bestätigen. In den vergangenen Rennen war ich eher der Nachzügler, der sich unscheinbar nach vorne arbeitet. Ich fahre 4 Runden mit 11er Zeiten, aber ich hab zu viel Respekt vor den kommenden Stunden, vielleicht fehlt es mir an Selbstvertrauen. Ich lasse die Solofahrer inklusive Steffen erneut ziehen und fahre sehr ernüchtert meine weiteren Runde, um wieder überrundet zu werden und kurze Zeit später von meine Hintermann überholt zu werden.

Ich bin eigentliche schneller unterwegs als beim ersten Versuch, fühle mich auch etwas besser, finde meinen Rhythmus, aber irgendwie bin ich nicht da wo ich sein will, oder doch irgendwie. Das Pendel schlägt erst um, als ich nach 6 Runden plötzlich die Leute wieder von vorne zurückhole. Ich arbeite mich auf Platz 9 vor und auch Steffen, der beim ersten Lauf auf Platz 6 war, hat erste Verschleißerscheinungen und ich ziehe an ihm vorbei. Meine Moral steigt, es kühlt weiter ab und ich bin „on fire“.

Stopp, Stopp, Langsam schreit es auf der Abfahrt. Ich biege um die Kurve, im Arm des derzeit Führenden Tobias Drunkemöller liegt ein gestürzter Fahrer, bewusstlos. Ich will es nicht glauben, es ist der Solofahrer aus demselben Team des ersten Verletzten. Vor gut anderthalb Stunden hatte ich mich noch mit ihm unterhalten. Einige von uns fahren weiter, um den Sanitätern Bescheid zu geben, Rennabbruch.

Stöffelrace Teil 3

Auch dieser Vorfall scheint glimpflich verlaufen zu sein. Ein erneuter Restart ist für 20.30Uhr angesetzt. Erneut fuhr ich 8 Runden, erneut sind diese für´n Arsch. Das Stöffelrace startet zum dritten Mal am heutigen Tag. Leistungscheck: Auch diesmal bin ich keine 13er Runde gefahren sondern deutlich schneller, dies führte mich auf Platz 9 mit einer Runde Rückstand auf Platz 8. Da um 21.30 Uhr eh Lichtpflicht ist, starte ich schon mit meiner Lichtausstattung. Lediglich ein kurzer Stopp zum Einführen des Akkus (natürlich in die Trikottasche) ist geplant und könnte mir ein paar Bonusminuten bringen. Auch beim 2. Restart komme ich stärker zurück als davor. Die Solofahrer haben es nun deutlich schwerer sich überhaupt abzusetzen und auch Steffen kommt erst gar nicht mehr weg. Mit ner 10er Runde fahre ich meine persönliche Bestzeit und es braucht weitere 8 Runden bis ich dann endlich bei den 13er Zeiten angekommen bin. Jetzt bin ich in meinem Rhythmus und bereite mich mental auf die Nacht vor.

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Es soll der erste Versuch sein, ohne Verpflegungspausen durch die Nacht zu kommen. Lediglich ein kurzer Stopp auf Kommando von Marco zum Akkuwechsel ist gestattet. Mein nächtliches Wohlfühlprogramm besteht aus einer warmen, pürierten Reisgemüsesuppe. Ich hab extra den Deckel meiner Trinkflasche aufgebohrt und habe nun 13 Minuten Zeit, mir die breiige Masse einzuverleiben, ehe Marco schon wieder die nächste ISO Flasche bereit hält. Wenn es darum geht, viel Nahrung, möglichst schnell zu kompensieren, gehöre ich glücklicherweise zu den Topathleten.

Die Nacht ist recht einsam, es ist wenig los, keine Lichtkegel zu sehen. Runde um Runde spule ich ab, ohne Feindkontakt. Der Körper schmerzt und jedes Mal wartet dieser abgefuckte Bremsberg. Mittlerweile ist auch dort kein Mensch mehr. Die lange steile Gasse ist tiefrot beleuchtet und führt in ein dunkles Loch. Wäre dies ein Horrorfilm würden die Zuschauer genau wissen, wer diesen Weg einschlägt kommt nie wieder zurück weil am Ende dieser Gasse ein lüsterner Meuchelmörder auf einen wartet. In kurzen Momenten wünsche ich mir, er würde da tatsächlich auf mich warten.

Ich erfreue mich mittlerweile an meinem persönliche Fanclub. Jedes Mal, wenn ich im ersten Teil der Strecke eine größeren Teich umrunde, fangen die Frösche an lauthals zu quaken. Nach etlichen Stunden in der Dunkelheit kann ich´s dann deutlich hören: „Hopp Daniel auf, du bist einfach nur behämmert, wir quaken für dich weiter, bis es morgen dämmert.“ Plötzlich taucht aus dem Nichts einer dieser Frösche vor meinem Vorderrad auf, in einem gekonnten Mix aus Valentino Rossi und Michael Schumacher leite ich ein Ausweichmanöver ein. Ein kurzer Lichtstrahl auf Vorder- und Hinterrrad gerichtet zeigt: Alles noch eingeweidefrei! Puh noch ein Opfer brauchen wir echt nicht. Es war wohl der Groupiefrosch des Fanclubs der gnadenlosen Afterracesex mit mir haben wollte.

Ein Solofahrer hat gerade einen ganz schlechten Moment und kommt kaum den Anstieg hoch, ein anderer versorgt sich beim Auto. Plötzlich sind wieder Fahrer in meinem Aktionsradius, die ich am Tag verloren hatte. Es zischen Laserstrahlen durch den Lichtkegel meiner Lampe und es beginnt zu Regnen. Es braucht einige Runden bis mein Kopf verarbeitet hat, was ich gerade gesehen hab. Das Rennen ist lang, es ist dunkel, kalt und nun auch feucht. Die Fahrer vor mir sind scheinbar angeschlagen, ne warme Mahlzeit, trockenen Kleidung, Regenjacke genau das braucht man jetzt.

Es reift in mir die Erkenntnis, ich habe nicht die Power und den Speed um das Ergebnis zu korrigieren, aber das mit der Brechstange kann ich. Keine Regenkleidung, keine trockenen Sachen, kein Stopp, einfach nur weiter, weiter, weiter.

Dies sollte mein Angriff auf die vorderen Plätze sein. Jeder Radsportfan kennt mittlerweile Mathieu van der Poel, wenn er angreift dann tritt er mit einem brachialen Gewaltakt seine Gegner aus dem Leben. Mit seiner enormen Beschleunigung und Dynamik reißt er Löcher bevor die Gegner wissen das überhaupt ein Angriff geschieht. Diese Power, dies Dynamik, dieser Leidenswille, diese unbändige Gier nach Erfolg, genauso schaue ich in diesem Moment so gar nicht aus.

Das Bild, welches ich bei meiner Attacke abgebe ist eher das von Norbert, dem 64 jährigen DHL Boten, welcher nun kurz vor Ende seiner 10 Stunden Schicht noch ein 45Kg schweres Ergobike „gefunden auf Otto.de“, durch ein viel zu enges Treppenhaus zu Tante Gertrud in den 4. Stock schleppt, weil diese in der Pandemie wieder die Freude an mehr Bewegung entdeckt hat.

Diese Power, dieser unbändige Wille…das bin dann eher ich.

Oh Scheiße liebe Leser, es ist schon spät und es sind schon vier volle Seiten getippt. Könnt ihr noch? Wer sich ins Laktat gelesen hat braucht dringend ein Gel, es geht noch weiter…

So mache ich also den „Norbert“ bis zum Morgengrauen. In Runde Nummer 32 zieht es mir allmählich den Stecker. Die Rundenzeiten fallen ab auf 15-16 Minuten. Aber die Nacht hat unweigerlichen Schaden im Klassement angerichtet.

Nehmen wir den Fahrer auf Platz 2:

Jung, dynamisch, athletisch, austrainierte Beine, V-Förmiger Oberkörper, Ken-Gesicht – wäre ich ne Tussy wäre ich schon wieder feucht im Schritt. Er fuhr lange beim Spitzentrio mit, Rundenzeit von 9-10 Minuten, brachial schnell. Die Nacht sorgt bei ihm aber für 4 Stunden Pause und nun wird er auf Platz 13 ausgespuckt, mein Platz nach Stint 1.

Oder Platz 8:

auf welchen ich beim 2. Stint schon eine Runde Rückstand hatte. Ich konnte das Klassement komplett drehen und Platz 8 hat nun 3 Runden Rückstand auf mich.

Platz 5,6 und 7 müssen wohl die angeschlagene Fahrer gewesen sein, die ich weiter oben beschrieben habe. Um 5 Uhr morgens bin ich auf Platz 5. Manch Fahrer sitzt einfach nur an seinem Auto, versucht sich zu sammeln, schaut mit an, wie ich mir meine Runden zurückhole…und wieder kracht´s.

Kurz nach 5 komme ich schon wieder an ein Unfallstelle. Ein Fahrer liegt am Boden, Blut im Gesicht und an der Hand…wird gerade ohnmächtig. Ich blockiere die Strecke, Rennabbruch.

Das ist nun ein wirklicher Mindfuck für alle Fahrer. Mittlerweile hat mein Betreuer Jonas von Marco übernommen und versucht mich wieder zu stärken. Beide haben sich die Nacht durch abgewechselt. Wie zwei mobile Titten waren sie jederzeit bereit, ihren Solofahrer zu stillen und auch jetzt werde ich wieder „ready“ für den nächsten Stint gemacht.

Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Psyche der Menschen nun funktioniert. Ich belausche einen Solofahrer im Gespräch :“Da gibt’s Fahrer die waren gestern 13ter und sind nun vorne und schneller, obwohl ich pausiert habe…da habe ich keine Chance mehr“ Ich wusste sie reden von mir und für den einen ist es scheinbar schwieriger nach dem Abbruch jetzt wieder weiter zu machen, als fahrend eigenständig aufzuhören. Obwohl es nur eine Stunde bis zum Restart ist, wird es Fahrer in den Top 10 geben die nicht mehr starten.

Stöffelrace Teil 4

6.15 Uhr ist Restart. Glücklicherweise behalten wir unsere Runden, das Starterfeld ist extrem ausgedünnt. Es braucht nun erst wieder 2-3 Runden um das Klassement zu bereinigen . Ich bin erneut 3 Minuten schneller unterwegs, als bei Rennabbruch und meine Runden pendeln sich wieder bei 12-13 Minuten ein.

Marco checkt die Ergebnisse Platz 4, 2 Runden Vorsprung auf Platz 5 und 4 Runden Vorsprung auf Platz 6.

Ich versuche mit meinen Betreuern einen Deal auszuhandeln: ich fahre 2-3 Runden und dann gibt’s 5 Minuten Verpflegungspause für mich. Ein Espresso oder ein Brötchen würden mir jetzt echt gut tun.

Gesagt getan aber schon nach der erste Pause hat sich Platz 5 zurückgerundet und fährt nun mit nur noch 1 Runde Rückstand 2 Minuten vor mir. Marco joggt neben mir her und erklärt mir alles, wenn ich die 2 Runden Vorsprung behalten will, solle ich auf den Verpflegungsstopp verzichten. Ich versuch es nochmal mit der Brechstange. Innerhalb von 2 Runden fahre ich die Zeit wieder rein und da es gegen mich scheinbar nix mehr zu holen gibt, biegt Platz 5 in die Box ab, unter andrem auch weil Platz 6 auch gerade nicht mehr fährt.

Ja fein, jetzt ist´s easy denke ich mir. 4 Runden für ein Käsebrötchen wird vertraglich mit meinen Betreuen vereinbart, dann geht´s weiter bis die Pommesbude öffnet.

Bis zum Käsebrot hab ich nun etliche Runden Vorsprung erarbeitet und eigentlich ist das Stöffelrace nun endlich gelaufen…

doch dann kam Er…..Ken

Unser Prinz ist aus dem Schönheitsschlaf erwacht und er hat tatsächlich den Speed um am Vormittag von Platz 13 auf Platz 4 vorzurücken. Er drückt eine 10er Zeit nach der anderen in den Boden und für mich heißt es nun Konterrunden.

Konterrunden

Marco hat genauestens ausgerechnet, wie viele Runden Ken noch schafft. Jedes Mal wenn er zwei aufgeholt hat, fahre ich wieder eine. Er ist deutlich schneller als ich, stampft sogar noch 9er Zeiten in den Boden, aber wir timen das genau so, dass ihm am Ende einfach die Zeit ausgeht.

Vater und Freundin von Ken stehen direkt neben uns und feuern ihn an: „Super du bist schnell, du schaffst das noch“, während Marco mit einem lauten: „Nö schafft er nicht“ den Konter setzt.

Kurz nach 11 mache ich mich zur letzten Ehrenrunde auf. Die Pommesbude hat geöffnet und ich will nicht länger als nötig bei diesem Rennen verweilen.

Nennt sich wohl Karma, nach über 70 Runden erleide ich nun tatsächlich beim Schaulauf einen Hinterraddefekt. Jonas ist noch voll unter Strom. Meine Betreuer checken, dass ich schon seit 30 Sekunden am Wohnmobile vorbei gekommen sein müsste und rennen mir nun mit meinem Ersatzrad entgegen, als hätten sie die letzten 10 Jahre nix anders gemacht, als Solofahrer betreut. Der eine das Bike in der Hand, der andere den Seitenschneider um die Nummer zu wechseln. Ich kann jedem Solofahrer wärmstens empfehlen die Jungs mal zu buchen 🙂

Und so endet der längste Blogbeitrag, ähm das Rennen nun auch endlich. Gegen halb 12 fahre ich die letzte Runde und schaffe Platz 4. Trucker Dieter räumt das Fahrerlager und bringt mich wohlbehalten zurück. Welch ein eindrückliches Rennen.

Achso das Rennen in Daten. Ich fuhr zwei mal 8 Runden + 57, macht dann 255KM und ca 5000Hm..

...ach komm wir machen noch die Seite 6 voll.

Ich möchte bewusst noch einige Wort los werden.

Zunächst wünsche ich allen verunfallten eine schnelle Genesung und weiterhin viel Freude am Radsport. Werdet und bleibt bitte gesund.

Ken heißt in Wirklichkeit Pascal und hat sich mit einem unglaublichen Speed und Willen von Platz 13 noch auf Platz 5 vorgekämpft. Gratulation an dich, tolle Leistung ich bin mir sicher, du wirst noch besser.

Danke an Steffen und seine Gattin

Du hast mir etliche Seitenhiebe verpasst und warst gleichzeitig Motivation für mich. Auch deine Crew hat mich jederzeit angefeuert. Man kann auch gemeinsam gegeneinander kämpfen!

Gratulation an Tobias Drunkemöller

Du hast dir den Sieg verdient Champ, die gemeinsam Zeit auf der Strecke war klasse

Jonas und Marco

Was für ne Nacht was für ein Team, selbst rotzevoll noch vollumfänglich funktionsfähig 🙂

Danke euch

Dieter

Danke für den Support, und die sichere An- und Rückreise.. und das beste Käsebrot im Stöffelpark

Pam und die Kids

wie immer habt ihr mitgefiebert, mitgelitten die Situation mit den Rennabbrüchen war sicher auch nicht schön für euch. Ohne meine Fan´s geht’s gar nicht. Danke, dass ihr immer da seid.

Meine Partner und Sponsoren,

trotz Pandemie wurde und werde ich noch immer von Euch unterstützt